10 Stunden Arbeitszeit bei der Post: Was ist, wenn die Arbeit nicht mehr zu schaffen ist?

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Große Touren, lange Arbeitstage – obwohl die Deutschen aufgrund von Smartphones und Co. längst nicht mehr so viele Briefe verschicken, steigt das Arbeitspensum der Postboten. Grund dafür ist die Aufstockung der Zustellungen mit Infopost und Werbe-Zeitschriften sowie stetig wachsende Zustellungsbezirke. In Niedersachsen wurde im Jahr 2013 eine Betriebsvereinbarung für humanere Arbeitszeiten erlassen, seitdem bleiben Sendungen liegen.

Hohe Arbeitszeiten und viele Krankheitsfälle

Rund zehn Stunden und 45 Minuten arbeitete ein Mitarbeiter der Deutschen Post durchschnittlich in Oldenburg. Im April 2013 konnten der Betriebsrat sowie die Gewerkschaft Erfolge bei der Regelung der Arbeitszeiten erzielen: die Betriebsvereinbarung sieht vor, dass Zusteller bzw. Zustellerinnen pro Woche rund 38,5 Stunden arbeiten sowie wöchentlich maximal zwei Überstunden machen dürfen, davon höchstens eine am Tag.

Diese Erklärung soll Postboten schützen, die aufgrund des bestehenden Personalmangels immer größere Touren bewältigen müssen. Zusätzlich entstehen durch Krankheitsausfälle, besonders in den Wintermonaten, Engpässe in der Zustellung.

Ja das ist dann der Alltag; Liegengebliebene Post

Ja das ist dann der Alltag; Liegengebliebene Post (#01)

Sendungen bleiben liegen

Die Folge dieser neuen Errungenschaft ist jedoch, dass nicht alle Sendungen, die am Tag eingehen, auch an diesem Tag zugestellt werden können. Denn: ist die Arbeitszeit überschritten, müssen die Postboten ihre Tour abbrechen. Die nicht verteilten Sendungen bleiben jedoch liegen und müssen zusätzlich zu den neuen Briefen und Paketen am nächsten Tag zugestellt werden.

Dabei verfährt die Deutsche Post nach einer speziellen Prioritätenliste: an erster Stelle stehen hierbei Prime-Sendungen sowie Tageszeitungen und Pakete. Vorrangige Post darf nur zurückgestellt werden, wenn es keine andere Lösung gibt. In einem solchen Fall spricht man von sogenannten E+1-Sendungen (die Zustellung erfolgt am Einwurftag plus einem Werktag).

Die Zustellung der Infopost darf ein Mitarbeiter der Post hingegen nach eigenem Ermessen zurückstellen. Solche Sendungen haben eine Zustellfrist von vier Tagen. In der Prioritätenlist der Deutschen Post ist weiter festgelegt, dass im Falle eines Abbruchs der Tour, beispielsweise aufgrund von Überschreitung der Arbeitszeit oder Krankheit, am nächsten Tag die fehlenden Bereiche versorgt werden müssen.

Die meisten Gemeinden , Städte wachsen durch Neubaugebiete, größere Gebiete für die Zusteller

Die meisten Gemeinden , Städte wachsen durch Neubaugebiete, größere Gebiete für die Zusteller (#02)

Wachsende Zustellungsgebiete

Bleiben nun bei vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Deutschen Post vermehrt Sendungen liegen, könnte dies auch ein Hinweis dafür sein, dass die eingeteilten Zustellbezirke zu groß seien. Der Umfang der Touren wird jedes Jahr neu von der Deutschen Post bemessen und nimmt seit den 199er Jahren kontinuierlich an Größe zu.

Ein Grund dafür sind wachsende bauliche Veränderungen wie beispielsweise zahlreiche Neubaugebiete, die gerecht unter den Mitarbeitern aufgeteilt werden müssen. Als Folge müsste die Deutsche Post somit entweder mit personellen Neuanstellungen reagieren oder die Touren der zuständigen Postboten aber verkleinern. Denn das Ziel, so betont es die Deutsche Post-Sprecherin Maike Wintjen, sei, jeden Tag alle Bezirke abzudecken und die Sendungen entsprechend zuzustellen.

Wenn es für die Arbeitnehmer nicht mehr akzeptabel ist, ja dann kann nur ein Streik die Folge sein

Wenn es für die Arbeitnehmer nicht mehr akzeptabel ist, ja dann kann nur ein Streik die Folge sein (#03)

Tatsächlich ist es auch so, dass sämtliche Bezirke täglich besetzt sind. Kommt es zu Krankheitsausfällen, so werden Vertreter eingesetzt oder aber andere Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen aus den angrenzenden Bezirken müssen sich die Tour entsprechend aufteilen, was für diese Zusteller jedoch eine noch höhere Arbeitsbelastung darstellt.

Die erreichte Betriebsvereinbarung in Niedersachsen ist somit nur der erste Schritt auf dem Weg zu besseren Arbeitsbedingungen für den Beruf des Postboten.


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