Einstiegsgehalt: Wo verdient man was?

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Ist das Studium abgeschlossen und die Ausbildung geschafft, ist es an der Zeit, sich nach dem passenden Job umzusehen. Die Höhe des Einstiegsgehalts ist dabei ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung gegen oder für einen Job. Doch wieviel verdient man als Berufseinsteiger in Deutschland eigentlich? Und in welcher Branche wir das höchste Einstiegsgehalt gezahlt?

Niedrige Einstiegsgehälter gehören der Vergangenheit an

Eine gute Nachricht für alle Berufseinsteiger: Die Einstiegsgehälter entwickeln sich bereits seit einigen Jahren sehr positiv. Vor fünf Jahren sah das noch anders aus. Damals stiegen die Gehälter zwar an, das Einstiegsgehalt von Berufseinsteigen entwickelt sich im Vergleich dazu aber eher unterdurchschnittlich.

Dank einer anhaltend guten Konjunktur und dem demographischen Wandel hat sich das aber geändert. Im Jahr 2016 werden Akademikergehälter um rund 3 Prozent (abzüglich der prognostizierten 1,6 Prozent Inflationsrate) ansteigen und folgen damit dem Trend aus dem Jahr 2015. Obwohl immer wieder Kritik laut wird, ist die Entwicklung also vielversprechend für Berufseinsteiger.

Trotz aller positiven Prognosen und großem Tatendrank muss man als Einsteiger bedenken, dass man im Vergleich zu den langjährigen Mitarbeitern im Unternehmen natürlich ein geringeres Gehalt erhält. Denn Erfahrungen im Beruf und erlernte Fähigkeiten sind selbstverständlich wichtige Kriterien für die Höhe des Gehalts.

Wovon hängt die Höhe des Einstiegsgehalts eigentlich ab?

Laut einem Report über Einstiegsgehälter von Stepstone liegt das Einstiegsgehalt eines Universitätsabsolventen bei etwa 42.000 Euro im Jahr. Das ist allerdings der Durchschnitt. In der Realität ist die Höhe des ersten Gehalts von vielen verschiedenen Faktoren abhängig.

  1. Branche und Studienfach
    Wohl keine anderen Faktoren bestimmen die Höhe des Einstiegsgehalts so sehr wie das eigene Studienfach und auch die Branche, in der man sich als Berufseinsteiger seinen ersten Job sucht. Von weit über dem Durchschnittsgehalt von 42.000 Euro bis unter dem Durchschnitt – von der Branche hängt viel ab. Spitze bei den Einstiegsgehältern ist die Chemie- und Erdölindustrie mit über 50.000 Euro. In der Hotel- und Gastronomiebranche steigt man etwa bei der Hälfte mit 26.000 Euro ein.
  2. Region und Standort
    Auch die Region beziehungsweise der Standort des möglichen Arbeitgebers beeinflusst die Höhe des Einstiegsgehalts. Hier gibt es nach wie vor ein Ost-West- und ein Nord-Süd-Gefälle. Vor allem in Baden-Württemberg zahlt man Berufseinsteigern Spitzengehälter. In den neuen Bundesländern verdient man als Einsteiger vergleichsweise dazu recht wenig. Gründe dafür sind die Unternehmensgröße und der Wirtschaftsstruktur der einzelnen Regionen. In der südlichen Region Deutschlands findet man vor allem Firmen und Unternehmen aus Wachstumsbranchen, die es sich leisten können, Berufseinsteigern höhere Einstiegsgehälter zu zahlen.
  3. Der eigene Abschluss
    Es ist grundsätzlich nie hinderlich, einen guten oder sogar sehr guten Abschluss zu haben. Während aber manche Branchen nicht primär auf die Abschlussnote schauen, wenn es um das Einstiegsgehalt geht, ist diese Note in anderen Branchen sehr wichtig. Bei Juraabsolventen zum Beispiel ist die Abschlussnote entscheidend für die Höhe des Einstiegsgehalts.

    Mit einer guten Note stehen einem Juristen bessere Kanzleien offen. Für ein hohes Einstiegsgehalt enorm wichtig, da die Gehälter für Berufseinsteiger in kleinen Kanzleien vergleichsweise niedrig sind. Auch ein Masterabschluss lohnt sich. Da Arbeitgeber bereit sind für zusätzliche Qualifikationen mehr zu bezahlen, sind die Einstiegsgehälter für Absolventen mit Masterabschluss höher als für die Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss.

  4. Größe des Unternehmens
    Die Größe des möglichen Arbeitgebers spielt für die Höhe des Einstiegsgehalts eine nicht unwichtige Rolle. In Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern verdient man im Schnitt jährlich 4000 Euro weniger als in einem Vertrieb mit über 1000 Mitarbeitern. Großkonzerne zahlen also eher höhere Einstiegsgehälter.

    Dazu kommen nicht selten noch verschiedene zusätzliche Boni. Ob man als Direkteinsteiger oder Trainee beginnt, macht in den meisten Vertrieben übrigens kaum einen Unterschied: Trainees verdienen im Schnitt „nur“ 1700 Euro weniger im Jahr als die, die direkt in den Betrieb einsteigen.

So viel verdient man mit seinem Studienfach

Natürlich sollte man ein Studienfach nie nur nach den späteren Verdienstmöglichkeiten auswählen. Wer das tut, hat schon während des Studiums wahrscheinlich wenig Spaß. Und das kann die Motivation während des Studiums verringern. Ohne ehrliches Interesse und Freude am eigenen Fach verringert sich die Wahrscheinlichkeit auf einen guten Abschluss.

Zum Glück wählen die meisten Studienanfänger ihr Fach nicht nach dem Kriterium aus, später möglichst viel Geld zu verdienen.

Aber es ist daraus wichtig, diesen Punkt im Hinterkopf zu haben. Schließlich bedeutet ein Studium eine langjährige Fokussierung in einem bestimmten Gebiet, in die viel Zeit und Arbeit investiert wird. Und diese Qualifikation sollte sich natürlich auch bezahlt machen. Wie bereits beschrieben spielt für die Einstiegsgehälter das studierte Fach eine nicht geringe Rolle.

Die besten Aussichten für ein hohes Einstiegsgehalt haben Sie mit den folgenden Studienfächern:

  1. Jura
    Ein promovierter Jurist mit sehr guter Abschlussnote kann ein Jahreseinstiegsgehalt von 58.000 bis 100.000 Euro bei einer großen Kanzlei erhalten. Gerade die zahlen nicht selten noch Boni an ihre Mitarbeiter aus. Pro Jahr schaffen natürlich nur wenige Absolventen einen so guten Abschluss. Aber auch als durchschnittlicher Jurist erhält man noch im Schnitt bis zu 50.000 Euro Einstiegsgehalt.

    Video zum Thema: Einstiegsgehälter mit Jura-Studium

  2. Informatik
    IT-Kräfte verdienen gut. Als promovierter Informatiker ist ein jährliches Einstiegsgehalt von bis zu 50.000 Euro durchaus möglich. Das erste Gehalt ist dabei auch von den vielen verschiedenen Tätigkeitsfeldern von Informatikern abhängig – in der Autobranche zahlt man Informatikabsolventen rund 50.000 Euro, in der Medizintechnik etwas mehr als 46.000 Euro und im Bereich IT und Internet fast 43.000 Euro.
  3. Wirtschaftsingenieurswesen
    Das interdisziplinäre Studium, das sich aus wirtschafts- und ingenieurswissenschaftliche Teilen zusammensetzt, ist für Berufseinsteiger durchaus lukrativ. Gut ausgebildete Wirtschaftsingenieure können von verschiedenen Unternehmen ein Einstiegsgehalt zwischen 51.000 und 53.000 Euro erhalten.
  4. Medizin
    Das Medizinstudium ist ohne Zweifel sehr lern- und arbeitsaufwendig. Ein Abschluss in diesem Fach lohnt sich aber: ein Mediziner erhält bis zu 50.000 Euro Einstiegsgehalt.
  5. Wirtschaftswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre
    Genau wie die Informatiker haben auch BWLer und Wirtschaftswissenschaftler zahlreiche verschiedene Tätigkeitsfelder. Für die Höhe des Einstiegsgehalts spielt hier also die Branche, die der Absolvent mit seinem Abschluss auswählt, eine große Rolle.

    Im Schnitt liegt das jährliche Einstiegsgehalt bei 45.000 Euro. Schlusslicht bei den Einstiegsgehältern sind übrigens Absolventen der Fächer Grafik und Design mit 40.000 Euro. Auch Studenten der Sprach- und Kulturwissenschaften erhalten im Durchschnitt diesen Betrag und liegen damit unter dem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von 42.000 Euro.

Im Einzelhandel werden oft geringe Einstiegsgehälter gezahlt. (#01)

Im Einzelhandel werden oft geringe Einstiegsgehälter gezahlt. (#01)

Und was ist mit den Ausbildungsberufen?

Nicht jeder entscheidet sich nach der Schule für ein Studium. Die Ausbildung ist die praktische Alternative zu einem eher theoretischen Studium.

Doch was verdient man in bestimmten Ausbildungsberufen im Monat als Berufseinsteiger? Hier eine kleine Auswahl:

  1. Bankkaufmann/-frau
    Als Bankkaufmann beziehungsweise –frau gibt es kein Ost-West- und Nord-Süd-Gefälle. Bundesweit erhält man im Monat 2308 Euro Einstiegsgehalt.
  2. Bürokaufmann/-frau
    In den neuen Bundesländern bekommt man als Bürokaufmann beziehungsweise Bürokaufmann mit 1824 Euro ein höheres Einstiegsgehalt als in Nordrhein-Westfahlen. Dort liegt das Einstiegsgehalt bei 1584 Euro.
  3. Gärtner/-in im floristischen Bereich (Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaubetriebe)
    Im Bereich des Garten- und Landschaftsbaus ist die Region ebenfalls für die Höhe des Einstiegsgehaltes ausschlaggebend. Der Unterschied zwischen Ost und West ist dabei allerdings nicht sehr groß. Im Osten von Deutschland erhält man als Berufseinsteiger 2135,96 Euro, im Westen hingegen 2085, 99 Euro.
  4. Hotelfachmann/-frau
    Auch im Hotelgewerbe beeinflusst die Region beziehungsweise das Bundesland die Höhe des Einstiegsgehalts. In Niedersachsen erhält ein Hotelfachmann /-frau 1707 Euro, in Sachsen 1492,50 Euro.
  5. Kaufmann/-frau (Einzelhandel)
    In Nordrhein-Westfahlen verdient ein Berufseinsteiger im Einzelhandel 1584 Euro. Damit ist dort das Einstiegsgehalt niedriger als in den neuen Bundesländern: In Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt beträgt des Gehalt für Einsteiger 1824 Euro.
  6. Medizinischer Fachangestellter
    Medizinische Fachangestellte erhalten bundesweit das gleiche Einstiegsgehalt in Höhe von 1634, 12 Euro.
  7. Tischler
    Einen Unterschied bei der Höhe des Einstiegsgehalts gibt es bei Tischlern. Im Nordwesten Deutschlands (Nordrhein-Westfahlen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg oder Bremen) bekommt man als Tischler ein Einstiegsgehalt von 2120,77 Euro, im Osten (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt) nur 1762 Euro.

Bachelor oder Master?

In der Regel zahlt sich ein Masterabschluss aus. Im Vergleich zum Bachelor verdient ein Master im Schnitt etwa 10 Prozent mehr. Besonders in der Logistikbranche, im Einkauf und der Materialwirtschaft lohnt sich ein Masterabschluss: Als Bachelor erhält man dort „nur“ 40.218 Euro, mit einem Master schon 48.718 Euro. Generell profitieren vor allem Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure von einem Masterabschluss. In der Marketingbranche lohnt sich ein Master dagegen nicht immer.

Zumindest in einigen Bereichen können Absolventen mit einem Bachelor dort fast genauso viel verdienen wie mit einem Master. Ein gutes Beispiel ist das Tätigkeitsfeld „Marketingassistenz“: Hier verdienen Absolventen mit Masterabschluss zu Beginn ihrer Karriere im Jahr nur 117 Euro mehr als Bachelorabsolventen. Im Marketingmanagement liegt der Unterschied bei den Einstiegsgehältern zwischen den Master- und Bachelorabsolventen im Schnitt sogar nur bei 46 Euro.

Über die Wichtigkeit des Standortes

Normalerweise spricht in man bei der Höhe der Einstiegsgehälter von einem Ost-West- und Nord-Südgefälle.

Unternehmen in Baden-Württemberg zahlen durchschnittlich (ungeachtet der Branche und des Abschlusses) mit 44.643 Euro das höchste Einstiegsgehalt. Das Saarland ist in Sachen Einstiegsgehalt das Schlusslicht in Deutschland: Hier erhalten Berufseinsteiger im Schnitt 34.860 Euro.

Diese Gefälle werden noch deutlicher in den einzelnen Branchen deutlich:

In der IT-Branche zum Beispiel werden in Hessen die höchsten Einstiegsgehälter gezahlt. Als Berufseinsteiger kann man hier durchschnittlich 47.828 Euro verdienen. In den neuen Bundesländern sind es bis zu 10.000 Euro weniger. Ausnahmen sind Berlin und Brandenburg, die mit 42.000 Euro beziehungsweise 44.000 Euro auf dem Niveau des restlichen Landes liegen.

Welche Branche zahlt die höchsten Einstiegsgehälter?

Nicht nur die Wahl des Studienfachs beeinflusst die Höhe des Einstiegsgehalts, auch die Branche ist ein wichtiger Faktor. Da sich die meisten Studienfächer nicht auf eine bestimmte Branche beschränken lassen, versuchen viele Absolventen, in eine gut bezahlte Branche einzusteigen. In den folgenden Branchen erhalten Berufseinsteiger das höchste Gehalt:

    1. Chemie- und Erdölindustrie

    Es ist bekannt, dass die Chemie- und Erdölindustrie ihre Mitarbeiter gut bezahlt. Regelmäßig sind diese beiden Industriezweige auf Listen der bestbezahltesten Branchen zu finden. Einsteiger erhalten hier ein Gehalt von bis zu 50.000 Euro. Dazu sind die Aussichten auf eine Gehaltserhöhung nach ein paar Jahren nicht schlecht.

    2. Automobilindustrie, Fahrzeugbau und – zulieferer

    Fahrzeugbauer und Fahrzeugzulieferer bieten Berufseinsteigern hohe Einstiegsgehälter. Absolventen mit guten Qualifikationen erhalten im Schnitt etwa 49.000 Euro.

    3. Bankwesen

    Eine weitere, bei Absolventen beliebte Branche, die vergleichsweise hohe Einstiegsgehälter bietet, ist der Finanzsektor. Absolventen erhalten können hier mit einem Lohn von etwa 47.000 Euro rechnen.

    4. Metallindustrie

    Auch in der Metallindustrie kann man als Berufseinsteiger mit stolzen Einstiegsgehältern rechnen. Bis 47.000 Euro zahlt die Branche Absolventen je nach Abschluss.

Einstiegsgehalt: Tipps, wie Sie richtig verhandeln

Unabhängig davon, welches Fach Sie studiert oder für welche Branche Sie sich entscheiden haben: Wenn es um das erste Gehalt, wollen Sie das Bestmögliche für sich herausholen. Doch gerade als Berufseinsteiger hat man nur wenig bis gar keine Ahnung von solchen Verhandlungen. Worauf kommt es also bei so einem Gespräch an?

Mit diesen drei einfachen Tipps gehen Sie gut gerüstet in Ihre erste Gehaltsverhandlung.

  • Schüchternheit ist fehl am Platz!
    Sie sind froh und sicher auch erleichtert, einen passenden Job gefunden zu haben. Trotzdem sollten Sie nicht als verschüchterter Bittsteller auftreten. Mit Ihren Qualifikationen und Ihrem Können sind Sie ein Gewinn für ihren Arbeitgeber. Treten Sie also ruhig selbstbewusst auf.
  • Verkaufen Sie sich nie unter Wert!
    Für die Gehaltverhandlung ist es wichtig, dass Sie sich ihres eigenen Wertes bewusst sind. Wenn Sie ihren eigenen Wert kennen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich mit einem niedrigen Angebot zufriedengeben, recht gering. Informieren Sie sich vor dem Gespräch darüber, wie viel Arbeitnehmer mit Ihren Qualifikationen und Kenntnissen in der Regel verdienen. So gehen Sie gut vorbereitet in die Verhandlung.
  • Den Schwerpunkt auf die Fähigkeiten legen!
    Besonders die Einstiegsgehälter für Geisteswissenschaftler sind im Durchschnitt eher gering. Aber auch hier können Sie ihre Verhandlungsposition verbessern. Verkaufen Sie sich nicht über ihr Studienfach! Setzten Sie den Fokus stattdessen auf ihre Kompetenzen, die Sie im Rahmen ihres Studiums erworben haben.

Bildnachweis: © fotolia – Titelbild: Jan Engel- #01: Robert Kneschke

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