Kontersprüche gegen Besserwisser: perfekt und schnell mundtot machen

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Eines haben alle Besserwisser gemein: Selbstzweifel sind ihnen völlig fremd. Gerne beharren sie darauf, Recht zu haben – ganz gleich, wie die Sachlage ist. Das größte Wissen und das letzte Wort gehören beide ihnen allein. Wir zeigen, wie man sich vor ihnen schützen und ihnen das Handwerk legen kann.

Die Besserwisser-Psychologie: wie er wurde wie er ist

Kommt ein Besserwisser in die Unterhaltung, ist das das sichere Ende der Vorstellung. Während man sich gerade noch angenehm unterhielt, kann der Besserwisser mit dieser Form des menschlichen Miteinanders nichts anfangen. Jede Form eines Gesprächs ist für ihn stets ein Gefecht, das nur eines kennt: seinen Sieg.

Anderen zuzuhören, Menschen zu verstehen und deren Position als gegeben anzunehmen und womöglich noch zu einem Konsens zu gelangen, ist für den Besserwisser und seinen Bruder den Rechthaber keine Option. Die beiden Geschwister kennen nur ein Handlungsmuster: anderen zu zeigen, wie wenig diese wissen und können und den riesigen Unterschied zu sich selbst aufzuzeigen.

Drei Ursachen sind in aller Regel Auslöser der Besserwisserei.

  • Prägung in der Kindheit

    Die Ursache für die Besserwisserei liegt oft in der Kindheit begründet. Wer von den Eltern Liebe erfuhr, wenn er mit Wissen glänzte, wird sich auch als Erwachsener Anerkennung von anderen holen wollen, indem er sein Wissen einbringt. Leider merkt der Besserwisser meist nicht, dass er sich so das Gegenteil einheimst.

  • Geringes Selbstwertgefühl

    Wenn der Besserwisser andere korrigiert und ihnen Fehler aufzeigt, erhöht er damit gleichzeitig seine eigene Selbstwahrnehmung. Fühlt er sich dann besser und wiederholt sich das angenehme Erleben der scheinbaren eigenen Größe bei gleichzeitiger Erniedrigung anderer, verfestigt sich das Besserwisser-Verhalten.

  • Ausgeprägter Narzissmus

    Narzissten sind restlos von sich selbst überzeugt und gieren stets nach Anerkennung. In der Rolle des Besserwissers nutzen Narzissten ihr Wissen, um vor anderen zu glänzen und fordern Anerkennung für sich ein. Indem sie sich aufspielen, erleben sie ihr eigenes Ego noch größer. Ganz besonders anstrengend werden Narzissten, wenn sich zu ihrer Besserwisserei noch das Einfordern von Bestätigung für ihren vermeintlichen Wissensvorsprung gesellt. „Ist doch so, oder?“

Bei allen drei Varianten besteht die Gefahr, dass jede noch so kleine Form der Bestätigung zur Verfestigung des Verhaltens führt. Daher ist der Umgang mit Besserwissern mit Vorsicht zu genießen. Doch genau hierfür geben wir Ihnen gleich mehrere einfache und wirksame Mittel an die Hand.

So tappt man in die Falle eines Besserwissers

  • Momente der Unsicherheit

    Besserwisser spüren, wann Sie unsicher sind. Während Sie nach Halt suchen, prescht der Besserwisser vor und überrumpelt Sie. Da fällt Verteidigung schwer. Weiter unten haben wir für genau diese Situation zwei Tipps zur Vorbereitung.

  • Sein Thema

    Jeder Besserwisser hat ein Themenfeld, auf dem er sich als besonderer Herrscher fühlt. In Gesprächen wird deer Besserwisser die Rede auf sein Themengebiet hinlenken wollen, um genau dort zu brillieren. Kennen Sie sein Themenfeld, erklären Sie präventiv, dass Sie heute darüber nicht reden werden und blocken Sie jede Annäherung an das Thema.

  • „Das können Sie nicht beweisen!“

    Ein Besserwisser wird stets versuchen, Sie in Beweisnöte zu bringen. Dies gehört zu seinen geübten rhetorischen Figuren. Also rechnen Sie damit und halten Sie Killerphrasen bereit, mit denen Sie jeden Versuch abblitzen lassen, Ihnen die Beweislast anzuhängen. („Gibt es hier noch jemanden, dem ich diesen Allgemeinplatz beweisen muss?“)

So kontern Sie Besserwisser

Unsere Checkliste gibt Ihnen das Werkzeug an die Hand, mit dem Sie auch ausdauernde Besserwisser zur Räson bringen. Ausdauer sollten Sie allerdings auch besitzen.

  • Gechillt bleiben!

    Treten Sie einen Schritt zur Seite und lassen Sie den Wortschwall an sich vorbeirauschen. Bitte nehmen Sie die Auslassungen des Besserwissers nicht als Angriff. Wenn Sie an die Decke gehen, kommen Sie nicht mehr heil aus der Sache raus. Denken Sie einfach daran, dass die Besserwisserei der zaghafte Hilferuf des Besserwissers nach Anerkennung ist. Er stellt nicht Ihr Wissen infrage, sondern fordert nur Anerkennung ein. Gegenfrage: würde ein Bettler Sie auf die Palme bringen?

  • Mich kann er nicht meinen!

    Wenn Sie die Kommentare des Besserwissers ignorieren, bieten Sie keine Reibungsfläche. Sie verhindern so, dass er sich mit seinem Wissen in den Mittelpunkt stellt und Sie abwertet. Damit kippen Sie smart sein ganzes Kommandounternehmen. Das ist nicht immer einfach.

    Ich habe von einer Rednerin erfahren, die eine Strichliste führte. Und jedes Mal, wenn der Besserwisser und Rechthaber mit einem Kommentar ins Gespräch zu dringen versuchte, machte sie einen Strich auf ihrer Liste – und setzte ihren Vortrag unbeirrt fort. So erhielt der Störer weder eine Plattform zur Selbstdarstellung noch eine Angriffsfläche für Attacken.

  • Den Nörgler bremsen

    Der Besserwisser hat das Bestreben, alle Ihre „Fehler“ zu korrigieren. Ist Ihr Vortrag länger, findet er nacheinander viele Ansatzpunkte und kann sicher nicht hinterm Berg halten. Wenn Sie das Nörgeln auf der inhaltlichen Ebene nehmen, wird es Sie stören. Da seine anhanltende Nörgelei jedoch nicht persönlich zu nehmen ist, da es seiner verformten Persönlichkeit entspringt, genügt schon ein „Aha“ und damit die Kenntnisnahme, um mit Ihrem Vorhaben fortzufahren.

  • Adressieren Sie sein Verhalten und dessen Wirkung auf Sie

    Teilen Sie dem Besserwisser Ihre Beobachtung seines Verhaltens mit und stellen Sie ihm dessen Wirkung auf Sie vor. Achten Sie dabei darauf, dass Sie nicht werten, sondern sachlich und kühl die Fakten auf den Tisch legen. Sicher wird er kontern und argumentieren, dass er Ihnen doch nur helfen will und dass er sich im Recht fühlt. Gehen Sie nicht darauf ein und wiederholen Sie die Schilderung seiens Verhaltens und der Wirkung auf Sie.

    Möglichkeit 1: (die bessere) Erklären Sie ihm dann, dass Sie an seiner Meinung sehr wohl interessiert sind, künftig jedoch seine „Hilfe“ nicht in Anspruch nehmen möchten.

    Möglichkeit 2: (die risikoreichere) Fragen Sie ihn, wie er reagieren würde, wenn man ihn andauern korrigieren und verbessern würde. Wenn er zum Nachdenken kommt, kann es sich bessern. Wenn er „Kritik begrüßt“, beglückwünschen Sie ihn und weisen ihn darauf hin, dass Sie Kritik ebenfalls schätzen und Sie sich dieser besonders gerne in einem persönlichen Gespräch nach Ihrem Vortrag widmen möchten.

  • Nehmen Sie ihn beim Wort

    Schauen Sie doch mal nach, wie tief sein Wissen reicht. Stellen Sie dem Besserwisser Fragen zu allen Details seiner Aussagen. Sie als Experte können da mühelos abtauchen und in der Tiefe bohren. Hinterfragen Sie, lassen Sie sich mehrere Beispiele geben und fragen Sie, wie der Besserwisser die künftige Entwicklung beurteilt. Gerät er ins Schleudern, wird er sich später vielleicht mehr zurückhalten.

  • Bereiten Sie sich auf den Besserwisser vor

    Jeder Mensch hat Momente der Unsicherheit. Besserweisser haben einen 7. Sinn für solche Momente und beginnen ihren Angriff meist genau in einem solchen Moment. Bereiten Sie sich auf zweierlei Weisen vor.

    Vorbereitung auf inhaltlicher Ebene
    Gehen Sie in Gedanken im Voraus das Meeting oder die Konferenz durch. Bedenken Sie alle Aspekte und prüfen Sie, wo Sie in Ihrem Wissen Lücken haben könnten. Schließen Sie diese vorher. Das erleichtert es Ihnen, fachlich die Oberhand zu behalten. Wichtig: jeden inhaltlichen Sieg im Gespräch müssen Sie mit einer Rückkehr zu Ihrem Vortrag fortsetzen. So vermeiden Sie einen Grabenkrieg und der Besserwisser wird das Risiko erkennen, bei einer erneuten Wortmeldung wieder baden zu gehen.

    Vorbereitung auf rhetorischer Ebene
    Setzen Sie auf Schlagfertigkeit, indem Sie den Besserwisser auch mal nicht auf der inhaltlichen Ebene angehen, sondern rein rhetorisch. Mit Killerphrasen („Sorry, aber dafür ist jetzt der falsche Zeitpunkt.“) und Gegenfragen ohne inhaltlichen Bezug („Wieso wiederholen Sie sich jetzt?“) stoppen Sie das Vorwärtspreschen auf inhaltlicher Ebene. Legen Sie sich etwas Munition parat.

  • Das Heft in der Hand behalten

    Wenn Sie das Meeting moderieren, weisen Sie dem Besserwisser seinen Platz zu. Im Optimalfall ist dies der letzte Redebeitrag. Wenn der Besserwisser zwischendurch bereits einhaken will, weisen Sie ihn auf seinen vorgegebenen Redezeitpunkt hin und darauf, dass er das Wort der anderen nicht zu unterbrechen hat. Achten Sie bei seinem Beitrag darauf, dass er sich auf seinen eigenen Vortrag beschränkt und nicht auf die Vorträge der anderen einschwenkt.

  • Stop and go

    Eines kann der Besserwisser nicht kontern: Ihren Dank. Hat er einen Einwurf, danken Sie ihm dafür – und fahren Sie direkt fort, ohne auf seine Äußerung Bezug zu nehmen.

  • Konfrontation vermeiden

    Vermeiden Sie die inhaltliche Konfrontation. Der Besserwisser wähnt sich in der Überlegenheit und in der Pflicht, Sie zu bekehren. Er wird jede Herausforderung annehmen, auch wenn er mit Pauken und Trompeten untergehen wird. Letzteres wird ihn tief verletzen und nur noch mehr anspornen, dies mit allen Mitteln zu überspielen versuchen. Das kostet Sie unnötig Energie und Kraft. Ihr Sieg ist dann nur die Einleitung eines endlosen Grabenkrieges.

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer (Link Google+) leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

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