Hybrides Arbeiten: Definition, Vorteile und 4 Tipps, wie man es ohne Stress einführt

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Die Pandemie hat uns eine ungeplante Chance gegeben, zu erkennen, wie flexibel Unternehmen für die Einführung von Remote Work ausgestattet sind. Viele spekulierten, dass die Arbeit der Zukunft letztlich vollständig remote sein werde, doch stattdessen zeichnet sich nun ab, dass ein hybrider Arbeitsstil die Arbeit der Zukunft sein wird. Was bedeutet Hybride Arbeit und wie können sich Unternehmen optimal auf die neue, flexible Arbeitswelt einstellen?

Hybrides Arbeiten: die Definition

Hybrides Arbeiten bezeichnet eine flexible Arbeitsform, bei der Mitarbeiter nicht mehr täglich im Büro verbringen müssen, sondern es ihnen freigestellt ist, die Arbeit an jedem Ort auszuführen, der produktives Arbeiten ermöglicht. Dies umfasst das Homeoffice im eigenen Arbeitszimmer, die Arbeit im Café, im Co-Working-Space oder sogar die Arbeit aus dem Ausland. Ähnliches lässt sich auch in Bezug auf die Arbeitszeit feststellen: Im Gegensatz zu traditionellen Arbeitszeiten können Mitarbeiter ihre Arbeitszeit flexibel gestalten.

Es gibt keinen festgelegten Rahmen für die Verteilung von Präsenztagen und Remote Work. Stattdessen passt sich jedes Unternehmen oder sogar jede Abteilung dem individuellen Bedarf an, angepasst auch an die jeweilige Rolle und Aufgabenstellung. So kann eine flexible Umsetzung erreicht werden.


Welche Vorteile bietet hybrides Arbeiten?

Hybrides Arbeiten vereint die Vorzüge von Büro- und Heimarbeit. Ermöglicht man die passenden Rahmenbedingungen in einem Unternehmen, kann Hybrid Work viele Vorteile für Mitarbeiter, Arbeitgeber und die Gesellschaft bieten.

Auf welche Vorteile aus dem Hybrid-Work-Modell können Arbeitnehmer zurückgreifen?

  • Work-Life-Balance

    Remote-Work macht es möglich, den persönlichen Bedürfnissen im Alltag einfacher gerecht zu werden, wie z.B. Kinder zur Schule bringen, morgens mit Arbeitsmails beginnen und mittags Zeit für Yoga haben. Zusätzlich entfallen lange Fahrten zur Arbeit, sodass mehr Freizeit zur Verfügung steht.

  • Weniger Kosten

    Weniger Präsenzarbeit verringert die Kosten für Arbeitnehmer, da auch Monatskarten im öffentlichen Nahverkehr, das Autofahren (einschließlich der Parkplatzsuche) und hochpreisiges Pausenessen in der Innenstadt (zum Teil) entfallen. Hybride Arbeit bietet Arbeitnehmern zudem mehr Flexibilität, da sie nicht mehr an einem bestimmten Ort wohnen müssen, um dort zu arbeiten, sondern auch an günstigeren Orten leben können.

  • Zufriedenheit mit der Arbeit

    Neben den konkret messbaren Vorteilen, die das Arbeiten im Homeoffice bietet, sind auch “weiche” Faktoren, wie ein persönlich eingerichteter Arbeitsbereich oder ein entspanntes Outfit während der Arbeit, ein zusätzliches Plus, das die Zufriedenheit steigert und letztendlich zu mehr Produktivität führt.


Welche Vorteile haben Unternehmen vom hybriden Arbeiten für Unternehmen?

Es wurde lange angenommen, dass vor allem Arbeitnehmer von flexiblen Arbeitsmodellen profitieren würden. Doch die Notwendigkeit des Homeoffices hat bewiesen, dass auch Unternehmen von dieser innovativen Strategie profitieren.

  • Geringere Kosten

    Es ist möglich, durch eine dauerhaft geringere Anzahl an Personen im Büro Kosteneinsparungen für Arbeitgeber zu erzielen. Laut Umfrageergebnissen können bis zu 20 Prozent eingespart werden. Es ist nicht notwendig, einen separaten Arbeitsplatz für jeden Angestellten zur Verfügung zu stellen, was die Kosten für die Büroausstattung senkt. Dadurch wird auch weniger Bürofläche benötigt, was die Mietausgaben reduziert. Bei anderen Szenarien kann das Hybrid-Modell zu einer grundlegenden Neuorganisation des Büros führen. Teure Büroräume in Innenstadtlagen können durch über die Stadt verteilte Satelliten-Büros ersetzt werden.

  • Arbeitgebermarke stärken

    Der „Krieg um Talente“ kann heutzutage nicht mehr nur mit einem hohen Gehalt gewonnen werden. Flexible Arbeitszeiten sind eine entscheidende Komponente für das Image eines Arbeitgebers und werden zunehmend zu einer wichtigen Ressource, insbesondere bei der Anwerbung von qualifizierten Fachkräften aus den Bereichen IT, Technologie und Finanzen. Unternehmen in ländlichen Gebieten haben nun einen einfacheren Zugang zu hochqualifizierten Mitarbeitern, die vorziehen, in Großstädten zu leben, und sich dank der Möglichkeit der Fernarbeit nun sogar als potenzielle Zielgruppe anbieten.

  • Mehr Effizienz in der Arbeit

    Viele Manager stellen eine Erhöhung der Produktivität während der Corona-Pandemie fest, die dem allgemeinen Vorurteil, dass Remote Work zu geringerer Produktivität führt, entgegensteht. Die Ursachen hierfür sind die Möglichkeit, sich ohne störende Geräusche auf die Arbeit zu konzentrieren sowie die allgemein erhöhte Zufriedenheit der Mitarbeiter dank mehr Flexibilität.

Auch im ländlichen Raum ist nun ein Arbeiten möglich

Die hybride Arbeit bietet viele Vorteile für die Gesellschaft. Pendelwege und Reisen, die durch Inlandsflüge ermöglicht werden, werden eingespart, was Zeit, Energie und Geld spart. Dadurch trägt hybrides Arbeiten effektiv zum Klimaschutz bei. Abgesehen davon erhöht es auch die Flexibilität für die Wahl des Wohnortes für Fachkräfte. Dies führt zu einer stärkeren gesellschaftlichen Durchmischung und folglich zur Stärkung des ländlichen Raums.


Welche Aufgaben müssen für das Hybride Arbeiten gelöst werden?

Trotz aller Möglichkeiten, die hybrides Arbeiten bietet, erfordern die Herausforderungen, die damit verbunden sind, eine Anpassung der Unternehmenskultur und -organisation, sodass Führungskräfte die digitale Transformation erfolgreich vorantreiben können.

Prozesse und Strukturen müssen sicherstellen, dass Mitarbeiter gleichermaßen, egal wo sie arbeiten, in die Abläufe eingebunden werden und den notwendigen Zugang zu allen Informationen erhalten. Nur so kann eine effiziente Zusammenarbeit in verteilten Teams gewährleistet werden. Zudem müssen alle Kollegen dazu in die Lage versetzt werden, digital zusammenzuarbeiten, da nicht jeder Angestellte vorher schon mit der Technik und den benötigten Tools vertraut ist.

Eine weitere Möglichkeit kann sein, die Firmen- und Arbeitskultur zu erhalten. Viele Mitarbeiter berichten, dass das Remote Work ihnen ein stärkeres Gefühl der Verbundenheit mit dem Unternehmen und dessen Vision vermittelt. Gleichzeitig können durch Videokonferenzen starke Teams gefördert werden. Hier ist es wichtig, dass Führungskräfte die Kommunikation innerhalb des Unternehmens und zwischen den Kollegen unterstützen und anregen.


4 Tipps: So führe ich Hybrides Arbeiten im Unternehmen ein – ohne Stress und mit Erfolg

Eine erfolgreiche Transformation in ein hybriden Unternehmen erfordert stetiges Lernen und regelmäßige Anpassungen. Unternehmen sollten deshalb die nötigen Voraussetzungen schaffen, um die Chancen der hybriden Arbeit zu nutzen. Welche Maßnahmen sind nötig, um die Herausforderungen zu meistern und die Vorteile zu genießen?

  • Ziele setzen: Was soll das Hybride Arbeiten ermöglichen?

    Entscheider müssen sich zuerst über die Rolle bewusst sein, die Remote Work in ihrem Unternehmen spielt. Ist das oberste Ziel Kosteneinsparungen oder stehen die Bedürfnisse der Mitarbeiter im Vordergrund der hybriden Arbeit?

  • Festlegen der Rollen

    Entscheider sollten sich zunächst bewusst machen, welche Rolle Remote Work in ihrem Unternehmen spielen soll. Ziel ist es, den Mitarbeitern individuelle Bedürfnisse zu erfüllen und gleichzeitig mögliche Kosteneinsparungen zu erzielen.

    • Ermöglicht die Arbeit die Remote Work?
    • Welche Freiheit hat der Mitarbeiter?
    • Wie können wir Positionen für Abteilungen, Teams oder sogar für einzelne Mitarbeiter bestimmen?
  • Die Ausstattung bereitstellen

    Eine erfolgreiche Zusammenarbeit hybrider Teams wird durch eine optimale Ausstattung unterstützt. Mobile Geräte wie Notebooks, Mobiltelefone oder Tablets ermöglichen Remote Worker, produktiv außerhalb des Büros zu arbeiten. Durch digitale Tools für Projektmanagement und Kommunikation kann eine effiziente und effektive Zusammenarbeit aller Beteiligten sichergestellt werden.

    In Zukunft fungiert das Büro als Raum für soziale Interaktion und den Austausch unter Mitarbeitern. Daher erfordert es eine Neugestaltung der Büroflächen. Anstelle von Einzelarbeitsplätzen gibt es Lounge-Bereiche und eine Vielzahl an Meetingmöglichkeiten, um den kreativen Austausch zu fördern. Dank modernster Bürotechnik wie Smartboards ist es möglich, zusammen mit Remote-Kollegen zu arbeiten.

  • Technische Infrastruktur ausstatten

    Dank einer erstklassigen technischen Infrastruktur haben alle Mitarbeiter des Unternehmens Zugriff auf die benötigten Informationen. Alle Dokumente werden an einem zentralen Ort hinterlegt und können jederzeit und von jedem Ort der Welt aus über sichere Verbindungen erreicht werden. Dank der Zero-Touch Hardware werden Beschäftigte in wenigen Minuten bestens ausgerüstet und sind bereit, loszulegen.

Unternehmen, die sich an verschiedenen Ebenen für eine erfolgreiche Zukunft der Arbeit einsetzen, sorgen für die Grundlagen, um in ein hybrides Unternehmen zu transformieren.

Urteile: Hybrides Arbeiten vor den Richtern

Das Hybride Arbeiten hat bereits direkt und indirekt die Gerichte beschäftigt. Dabei traten höchst ungewöhnliche Gedanken ans Tageslicht. Hier die Urteile der Richter.

  • Gerichtsurteil: Bundesarbeitsgericht verpflichtet Arbeitgeber zur Homeoffice-Zeiterfassung

    Das Bundesarbeitsgericht in Deutschland hat in seinem Grundsatzurteil vom 13. September 2022 (Aktenzeichen: BAG-Urteil 123/22) entschieden, dass Arbeitgeber die gesamte Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter, auch im Homeoffice, systematisch erfassen müssen. Dies erfolgt gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1 ArbSchG. Bei der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik haben Betriebs- oder Personalräte Mitbestimmungsrecht.

  • Urteil des Landesarbeitsgerichts München: Arbeitgeber können Home Office anordnen

    Das Landesarbeitsgericht (LAG) München hat in seinem Urteil vom 26. August 2021 (Az.: 3 SaGa 13/21) entschieden, dass Arbeitgeber Arbeitnehmer trotz andauernder Corona-Risiken zur Rückkehr ins Büro verpflichten dürfen.

  • LAG München: Arbeitgeber kann Homeoffice-Rückkehr anordnen

    Das Landesarbeitsgericht München hat entschieden, dass ein Arbeitgeber gemäß § 106 Satz 1 GewO berechtigt ist, die Rückkehr aus dem Homeoffice anzuordnen. Der Kläger, ein Grafiker, hatte gegen die Weisung seines Arbeitgebers geklagt. Das Gericht stellte fest, dass keine Pflicht zum Homeoffice bestehe und billiges Ermessen gewahrt wurde. Das Urteil vom 26.08.2021, Az. 3 SaGa 13/21, ist rechtskräftig.

  • Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern entscheidet: Gehalt nur bei Arbeitsnachweis

    Das Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern hat in einem Urteil (Az.: 5 Sa 15/23) festgelegt, dass Arbeitgeber beweisen müssen, wenn Arbeitnehmer ihre Arbeitspflicht im Homeoffice nicht erfüllen. Nur dann kann Gehalt zurückgefordert werden. Dies unterstreicht den Grundsatz, dass ohne Arbeit kein Lohn gezahlt werden muss, sofern keine anderen Gründe vorliegen, wie im Krankheitsfall.

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