Berufsschule: Fächer, Arbeitszeit & mehr

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In Deutschland ist es die am häufigsten anzutreffende Ausbildungsform: das bewährte duale System aus Berufsschule und der Ausbildung direkt im Betrieb. Doch welche Fächer hat man als Azubi eigentlich? Und wie verhält es sich mit der Zeit in der Schule? Ist sie als Arbeitszeit anrechenbar? Wir klären auf.

Die Ausbildung in Deutschland: das duale System

Ausgebildete Fachkräfte aus Deutschland sind im internationalen Wettbewerb gefragt. Sie gelten in ihrem Bereich als bestens geschulte Arbeitnehmer, die in Deutschland ein bewährtes Ausbildungssystem erfolgreich durchlaufen haben: das duale System, also die Verbindung aus betrieblicher Praxis und der Vermittlung theoretischen Wissens in der Berufsschule.

In der Berufsschule selber haben die Azubis zwei Arten von Fächern:

  • fachspezifische Fächer und
  • allgemeinbildende Fächer

Der erfolgreich erworbene Abschluss einer Ausbildung, gilt als solide Basis für die weitere Entwicklung in der Berufswelt sowie den Start in ein erfolgreiches Arbeitsleben. Die Schule und der Betrieb arbeiten im Rahmen des dualen Systems eng zusammen, da sie dasselbe Ziel haben: die erfolgreiche Ausbildung junger Menschen. Drei Kernziele verfolgen Bildungseinrichtungen und Betriebe gemeinsam, um ihren Azubis, fähige Arbeitskräfte von morgen zu machen.

Man will sie

  • zu qualifizierten Fachkräften ausbilden
  • zu verantwortlichem Handeln befähigen: in der Arbeitswelt und der Gesellschaft
  • sie dazu motivieren, sich beruflich fort- und weiterzubilden

Schule und Ausbildungsbetriebe stehen dabei in ständigem, intensivem Austausch miteinander. Im Betrieb steht die Vermittlung praktischer Fertigkeiten im Mittelpunkt, während in der Schule das theoretische Wissen den Schwerpunkt bildet. Dieses vermittelte Wissen setzt sich aus zwei Fächer-Gruppen zusammen.

Schule und Ausbildungsbetriebe stehen dabei in ständigem, intensivem Austausch miteinander. Im Betrieb steht die Vermittlung praktischer Fertigkeiten im Mittelpunkt, während in der Schule das theoretische Wissen den Schwerpunkt bildet.(#01)

Schule und Ausbildungsbetriebe stehen dabei in ständigem, intensivem Austausch miteinander. Im Betrieb steht die Vermittlung praktischer Fertigkeiten im Mittelpunkt, während in der Schule das theoretische Wissen den Schwerpunkt bildet.(#01)

Unterricht in der Berufsschule: welche Fächer gibt es?

Die Azubis müssen in der Berufsschule zum einen natürlich fachspezifische Fächer pauken, Diese sind immer daran gekoppelt, welche Ausbildung (z.B. zum Koch, Friseur, Einzelhandels-Kaufmann, oder Verwaltungs-Fachangestellter etc.) absolviert wird. Daneben gibt es in der Berufsschule aber noch jene Fächer, die berufsübergreifend unterrichtet werden: die allgemeinbildenden Fächer.

Diese sind in aller Regel:

  • Deutsch
  • Englisch
  • Religion/Ethik
  • Sport
  • Sozialkunde

Die Berufsschule vermittelt in all diesen Fächern Kompetenzen und Fähigkeiten, die der Allgemeinbildung dienen und auch abseits des Berufs und der täglichen Arbeit im Unternehmen, von Nutzen sind.

Kenntnisse der deutschen Sprache und das Wissen, wie man sich (grammatikalisch) korrekt auszudrücken hat, sind für jeden Menschen wichtig. Unabhängig davon, ob der Azubi später einmal als Einzelhandels-Kaufmann, Mechatroniker oder Verwaltungs-Fachwirt arbeitet. Ebenso das, was im Sozialkunde-Unterricht vermittelt wird: was ist Demokratie? Was steht im Grundgesetz? Wie wähle ich? etc. Der Unterricht zielt darauf ab, die Jugendlichen zu politisch mündigen Bürgern zu erziehen. Im Mittelpunkt des Fachs Religion, stehen hingegen Aspekte wie Glaubensinhalte und Wertesysteme.

Doch was ist mit Sport und Englisch? Wieso werden in jeder Berufsschule diese Fächer unterrichtet? Wozu benötigt ein Einzelhandels-Kaufmann Sport und in welcher Form könnte ein Lagerist Englisch in seinem Alltag benötigen? In den Berufsschulen nehmen diese beiden Fächer eine besondere Stellung ein.

Die Berufsschule vermittelt in all diesen Fächern Kompetenzen und Fähigkeiten, die der Allgemeinbildung dienen und auch abseits des Berufs und der täglichen Arbeit im Unternehmen, von Nutzen sind. (#02)

Die Berufsschule vermittelt in all diesen Fächern Kompetenzen und Fähigkeiten, die der Allgemeinbildung dienen und auch abseits des Berufs und der täglichen Arbeit im Unternehmen, von Nutzen sind. (#02)

Berufsschule: darum sind Englisch und Sport wichtige Fächer

Viele Bildungseinrichtungen sehen gerade Sport als besonders wichtiges Fach an, denn: Sport ist das einzige Ausgleichsfach. Auch wenn manch ein Jugendlicher das natürlich anders sieht, und dieses Fach zu den weniger wichtigen zählen würde. Realität aber ist: einige Jugendliche haben mit Übergewicht oder – aufgrund einseitiger körperlicher Belastung – schon mit massiven Muskel- und Haltungsschäden zu kämpfen.

In der Berufsschule sollen Fächer wie Sport, dieser Entwicklung entgegenwirken. Indem man die Azubis dazu motiviert, Sport zu treiben – auch und gerade außerhalb der Bildungseinrichtung. Denn mangelnde Bewegung und falsche Körperhaltung könnten sich, gerade in körperlich belastenden Berufen wie dem des Friseurs oder Lageristen, später rächen.

Außerdem soll der Sport-Unterricht soziales Geschick und bestimmte Werte vermitteln, z.B. Hilfsbereitschaft, Toleranz, Rücksichtnahme und Fairness. Dies alles zeigt, dass an der Berufsschule gerade auch Fächer wie Sport, durchaus ihre Berechtigung haben.
Und warum gehört Englisch an den Berufsschulen zu den wichtigsten Fächern überhaupt?

Schon seit einigen Jahren ist Englisch ein Pflichtfach in vielen Ausbildungsberufen. Die Gründe: Europa wuchs seit den frühen 90er-Jahren immer stärker zusammen, was sich schnell auch im beruflichen Alltag bemerkbar machte. Viele Firmen, und damit auch die Arbeitnehmer, haben Kontakte zu internationalen Unternehmen oder ausländischen Partnern. Die Kommunikation verläuft auf Englisch. Oder aber man kommt im Berufsalltag in anderen Bereichen in Kontakt mit dem Englischen, z.B. durch Bedienungsanleitungen, Auslandsreisen oder im Internet.

In Deutschland dauert eine Berufsausbildung normalerweise zwei bis dreieinhalb Jahre – immer abhängig vom Ausbildungsberuf. (#03)

In Deutschland dauert eine Berufsausbildung normalerweise zwei bis dreieinhalb Jahre – immer abhängig vom Ausbildungsberuf. (#03)

Dauer und Abschluss einer Berufsausbildung

In Deutschland dauert eine Berufsausbildung normalerweise zwei bis dreieinhalb Jahre – immer abhängig vom Ausbildungsberuf. Während dieser Jahre im Betrieb und in der Berufsschule mit all ihren Fächern, wird der Azubi bestmöglich in Praxis und Theorie auf seine spätere Tätigkeit vorbereitet. Der Unterricht findet entweder in Teilzeitform oder als Blockunterricht statt, in ein- oder mehrwöchigen Blöcken. Dieser ist für alle Azubis verpflichtend. In manchen Fällen ist es auch möglich, die Dauer der Ausbildung zu verkürzen. Allerdings nur, wenn ein bestimmter schulischer Abschluss im Vorfeld erreicht wurde und bereits eine gewisse praktische Erfahrung im angestrebten Beruf, vorliegt.

Die Ausbildung endet mit einer spezifischen Abschlussprüfung. Durchgeführt wird diese von einer dafür zuständigen Stelle, je nach Ausbildungsberuf. So gibt es in Deutschland z.B. die Handwerks- oder auch Rechtsanwaltskammer. Am bekanntesten sind wohl die Industrie- und Handelskammern. Dabei handelt es sich um lokal organisierte Verbände aus Wirtschaftsunternehmen und Einzelunternehmern. Diese sind z.B. zuständig für die Ausbildung zum Einzelhandels- oder Automobil-Kaufmann, Fachinformatiker, Hotelfachmann oder auch Mediengestalter Bild/Ton. Der Auszubildende erhält für den erfolgreich absolvierten Abschluss ein Zeugnis, das ihm die erforderlichen Fähigkeiten bescheinigt.

Das Gesetz in Deutschland legt fest: die Berufsschule hat Vorrang vor der Arbeit im Betrieb. Und: während der Azubi in der Berufsschule die unterschiedlichen Fächer paukt, bekommt er auch seinen Ausbildungslohn fortgezahlt. (#04)

Das Gesetz in Deutschland legt fest: die Berufsschule hat Vorrang vor der Arbeit im Betrieb. Und: während der Azubi in der Berufsschule die unterschiedlichen Fächer paukt, bekommt er auch seinen Ausbildungslohn fortgezahlt. (#04)

Zeit in der Berufsschule = Arbeitszeit?

Eine Frage, die sich viele stellen: gilt die Zeit in der Berufsschule als Arbeitszeit?

Ganz allgemein verhält es sich so: §15 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) besagt, dass der Azubi von seinem Ausbilder freigestellt werden muss, um die Berufsschule besuchen zu können. Und natürlich ebenso für die Prüfung, die zum Abschluss der Ausbildung führt. Voraussetzung für diese Fälle aber ist immer, dass die Berufsschule während der Arbeitszeit stattfindet. Dem Jugendlichen muss dann das Recht eingeräumt werden, den Unterricht zu besuchen (Freistellungspflicht). Dann kann er die Zeiten in der Schule, ganz oder teilweise auf die Arbeitszeit anrechnen.

Das Gesetz in Deutschland legt fest: die Berufsschule hat Vorrang vor der Arbeit im Betrieb. Und: während der Azubi in der Berufsschule die unterschiedlichen Fächer paukt, bekommt er auch seinen Ausbildungslohn fortgezahlt.

Wichtig: In einem Urteil vom Januar 2001, hat das Bundesarbeitsgericht festgelegt, dass Azubis nicht nur die Zeiten im Unterricht auf die Arbeitszeit anrechnen können. Sondern auch: die Pausen in der Schule und den Weg zur Schule. Eine Beschränkung gibt es jedoch bei volljährigen Azubis. Dauert der Tag in der Schule länger als acht Stunden (vorgesehene Arbeitszeit), darf er die für den Schulbesuch zusätzlich aufgewendete Zeit, etwa für den Weg dorthin, nicht anrechnen.


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