Ausbildung mit 40: Chancen und Möglichkeiten in der Lebensmitte

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Es ist selten zu sehen, dass sich Personen in der Altersgruppe ab 40 dazu entscheiden, eine Ausbildung zu beginnen. Dabei ist der Bedarf für eine hochwertige Berufsbildung auch in dieser Altersklasse gegeben. Arbeitnehmer haben nun entdeckt, dass viele der Bewerber hoch motiviert sind und jede Menge Lebenserfahrung mit sich bringen – eine erstklassige Kombination für die Ausbildung mit 40.

Mit 40 einen neuen Berufsweg einschlagen

Es gibt viele Gründe, warum man mit über 40 noch mal auf die Schulbank gehen möchte. Eine klassische Geschichte ist sicherlich, die der Mütter und Väter, die ihre Zeit damit verbracht haben, sich um die Kinder zu kümmern. Viele von ihnen haben bereits eine Ausbildung. Sie sind Friseure oder Zahntechniker oder haben gar ein Hochschulstudium absolviert.

Aber selbst die beste Berufsausbildung ist auf dem heutigen Arbeitsmarkt wenig wert, liegt sie Jahrzehnte zurück. Heute sind die Anforderungen in jeder Branche anders. Ein erstklassiger Ausbildungsabschluss aus den 90er Jahren kann heute kaum noch als Einstellungskriterium gewertet werden – schon gar nicht, wenn die praktische Arbeitserfahrung fehlt.

Was also tun, wenn man nach vielen Jahren der Auszeit den Weg zurück in den Arbeitsmarkt sucht? Für viele bleiben da nur unterbezahlte Nebenjobs, die oft auf einer 400-Euro-Basis funktionieren. Ganz klar kein Job, in dem man seine berufliche Karriere beenden möchte.

Video: Beruflicher Neustart mit 40 plus? Tipps für den beruflichen Neuanfang mit 40 Jahren

Die Kinder sind aus dem Haus und dann?

Wer mit Mitte 20 Kinder bekommt, der ist spätestens Anfang vierzig bereit, sich wieder voll in die Arbeitswelt zu integrieren. Oft steht man jedoch großen Hindernissen gegenüber:

  • Keine Arbeitserfahrung
  • Fehlende Berufsbildung
  • Zu alt für Einstiegspositionen

Wenn man bedenkt, dass diese Personengruppe noch gut 20 Jahre Arbeitsalltag vor sich hat, wird schnell klar, dass hier Lösungen von Nöten sind. Immer mehr Arbeitgeber setzen daher auf die Möglichkeit, auch ältere Personen ab 40 als Azubis anzunehmen.

Video: Erfolgsgeheimnis für das Vorstellungsgespräch – So bereiten Sie sich vor!

Ausbildung mit 40: Unternehmen sehen ein hohes Potenzial

Wer 40 ist, der hat die wilden Jahre zumeist hinter sich. Man hat eine Familie und eine Vielzahl von persönlichen Verantwortungen. Diese Umstände sorgen dafür, dass ältere Personen eine Chance wie eine Ausbildung nicht leichtfertig nehmen.

Sie bemühen sich mit Bestnoten zu überzeugen, und dem Arbeitgeber in allen Bereichen gute Leistungen zu bieten. Wo die junge Generation den Fokus oft außerhalb der Schule hat, ist die Generation 40+ darauf konzentriert, im Job eine gute Performance zu bringen. Darüber hinaus bringen die Azubis im hohen Alter auch viele Skillsets mit, die man bei einem 18-Jährigen vergeblich sucht – meistens zumindest.

Die Lebenserfahrung ist oft mit sehr guten Soft Skills verbunden:

  • Kommunikationsfähigkeit
  • Empathie
  • Konfliktlösungen

Eine gestandene Person im Team zu haben, bringt also Vorteile für alle Mitarbeiter. Wo ein junger Azubi schnell unter zu hohem Druck leidet, kann der 40-Plus-Azubi mit Lösungen und Motivation überzeugen.

Einige bringen auch wichtige Vorkenntnisse aus einem anderen Berufszweig mit sich. So entscheiden sich viele dazu, die späte Ausbildung in einer Branche zu beginnen, in der sie bereits für ein paar Jahre gearbeitet haben. Andere sind Quereinsteiger, die einen interessanten Hintergrund aus anderen Branchen mit sich bringen.

Der Karriereweg für ältere Auszubildende ist oft recht schnell möglich. Es ist keine Seltenheit, dass man unmittelbar nach der Ausbildung in Führungspositionen platziert wird. (#01)

Der Karriereweg für ältere Auszubildende ist oft recht schnell möglich. Es ist keine Seltenheit, dass man unmittelbar nach der Ausbildung in Führungspositionen platziert wird. (#01)

Ältere Azubis sind sehr gute Führungskräfte

Der Karriereweg für ältere Auszubildende ist oft recht schnell möglich. Es ist keine Seltenheit, dass man unmittelbar nach der Ausbildung in Führungspositionen platziert wird. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich.

Zum einem gibt es in nahezu in allen Branchen einen Fachkräftemangel. Junge Azubis, die frisch aus der Ausbildung kommen sind zwar fachlich versiert, aber nicht erfahren genug, um zum Beispiel ein Team zu leiten. Eine Person im höheren Alter kann eine solche Aufgabe besser bekleiden. In Kombination mit der frisch absolvierten Ausbildung quasi ein Traum für den Arbeitgeber. Viele Arbeitgeber bieten Ausbildungsstellen für ältere Mitarbeiter daher aktiv an.

Ist eine Person bereits beim Unternehmen angestellt und kann mit guten Leistungen überzeugen, liegt eine Ausbildung nahe. Diese stattet den Angestellten mit dem benötigten Wissen aus und bringt dem Unternehmen eine qualifizierte Fachkraft mit Führungsqualitäten.
Auch der demografische Wandel ist relevant

Wir werden immer älter. Die Balance zwischen jungen und alten Menschen steht auf der Kippe. Immer weniger Geburten stehen einer höheren Lebenserwartung gegenüber. Damit steigt in allen Branchen die Nachfrage für altengerechte Dienstleistungen. Der Kundenstamm im Alter 40+ nimmt rapide zu.

Um die hohe Nachfrage kundengerecht zu bedienen, müssen immer mehr Branchen auf Fachpersonal im gehobenen Alter setzen. Das ist aber nicht immer vorhanden. Die Lösung besteht darin, ältere Personen mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten.

Eine klassische Laufbahn im öffentlichen Dienst ist daher über eine Ausbildung im hohen Alter leider nicht möglich. (#02)

Eine klassische Laufbahn im öffentlichen Dienst ist daher über eine Ausbildung im hohen Alter leider nicht möglich. (#02)

Info

Besonders relevant ist dies in der Dienstleistungsbranche. Persönliche Beratungsgespräche lassen sich am besten mit Personen führen, denen man auf Augenhöhe begegnen kann – und das ist auch eine Altersfrage.

Ausbildung mit 40 im öffentlichen Dienst

Die Arbeit im öffentlichen Dienst ist für viele ein Traum. Allerdings gibt es hier einige Bewerbungsfristen zu beachten:

  • Allgemeines Höchsteintrittsalter liegt bei 2 Jahren.
  • Für Schwerbehinderte liegt das Höchsteintrittsalter bei 40 Jahren.
  • Ausnahmen können für Personen beantragt werden, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern mussten.

Eine klassische Laufbahn im öffentlichen Dienst ist daher über eine Ausbildung im hohen Alter leider nicht möglich. Dies gilt auch für Weiterbildungen innerhalb des Öffentlichen Dienstes. Diese werden für Quereinsteiger angeboten. Die individuellen Voraussetzungen für diese Art der beruflichen Weiterbildung werden durch das Bundesland bestimmt. Die Abweichungen zwischen den Bundesländern sind zum Teil sehr hoch.

Wichtig ist, dass man während der Ausbildung nicht seine Lebensgrundlage aufgeben muss. (#03)

Wichtig ist, dass man während der Ausbildung nicht seine Lebensgrundlage aufgeben muss. (#03)

Ausbildung mit 40 finanzieren

Das Ausbildungsgehalt entspricht für die späten Einsteiger dem der jungen Generation. Wer also finanziell von einem vollen Einkommen abhängig ist, der muss nach Alternativen suchen. Es ist möglich, Ausbildungsförderungen zu beantragen. Diese richten sich nach der individuellen Einkommenssituation des gesamten Haushaltes.

Die Fördermittel unbedingt rechtzeitig beantragen. Da diese zum einen nicht definitiv zugesagt werden und zum anderen einige Zeit in Anspruch nehmen können, bevor man diese auch erhält.

Für viele Azubis ist das geringe Gehalt zum Glück nicht ausschlaggebend. Sie haben oft einen finanziellen Rückhalt durch einen Partner. Einige haben für den Zeitraum der Ausbildung auch private Rücklagen, auf die sie zurückgreifen können.

Wichtig ist, dass man während der Ausbildung nicht seine Lebensgrundlage aufgeben muss. Zum Beispiel, indem man Zahlungen für das Wohneigentum nicht mehr finanzieren kann. Es lohnt sich, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen. Viele Unternehmen sind durchaus kulant. Sie platzieren die älteren Auszubildenden bereits während der Lehrjahre in gehobenen Positionen, die sie entsprechend besser begleichen können.

Video: 4 TIPPS für ERFOLG bei der Initiativbewerbung von der Expertin

Was kommt auf die Azubis zu?

Personen, die eine Ausbildung im gehobenen Alter durchlaufen haben, haben häufig sehr ähnliche Erlebnisse. Ein Punkt, der oft genannt wird, sind Selbstzweifel. Ist man gut genug? War es die richtige Entscheidung? Es hilft dabei, eine Unterstützung von der Familie und Freunden zu haben. Auch eine aktive Integration in die Berufsschulklasse ist eine gute Idee. Wer sich von den jungen Azubis abschottet, hat es schwerer, die Ausbildungszeit zu genießen.

Es ist auch keine Seltenheit, dass eine Doppelbelastung auf einen zukommt. Der Haushalt muss weiterhin geregelt werden, in einigen Fällen sind auch Kinder im Teenageralter Teil des Alltags. Das kann schnell stressig werden. Wenn man sich hier jedoch darauf konzentriert, die wichtigsten Dinge mit aller Kraft anzugehen, und die Fenster auch mal ein paar Tage dreckig sein lässt, kann man eine gute Balance finden.

Der schulische Aspekt fällt vielen leicht. Sie können zum Beispiel auf das Wissen von vorhergegangenen Ausbildungswegen zurückgreifen.

Unternehmen arbeiten oft mit sehr speziellen Einstellungstests für die ältere Generation (#04)

Unternehmen arbeiten oft mit sehr speziellen Einstellungstests für die ältere Generation (#04)

Info

Unternehmen arbeiten oft mit sehr speziellen Einstellungstests für die ältere Generation. Diese Tests zeigen auf, ob man mental fit ist, um den Anforderungen der Ausbildung gewachsen zu sein. Wie diese Tests im Detail ausschauen, variiert stark mit der Branche und der Firma.

Welche Aufstiegschancen haben Azubis ab 40?

Die Chance, sich eine erfüllte berufliche Zukunft aufzubauen, ist für die alten Azubis sehr gut. Denn sie beginnen den unmittelbaren Berufseinstieg oft in eine gute Position. Von hier an ist es dann möglich, sich in bessere Anstellungen zu arbeiten. Wer mit Mitte Vierzig beginnt, hat anschließend noch gut Zwanzig Jahre Zeit, sich die Traumkarriere zu bauen.

Viele Azubi nutzen die Chance aber auch, um sich nach der Ausbildung selbstständig zu machen. Die Fachqualifikation gibt ihnen die notwendigen Einblicke, um in der gewählten Branche Fuß zufassen. Besonders in Bereichen, die sehr vielschichtig sind, ist dies eine gute Idee.

Eine klassische Ausbildung zum Buchhändler deckt alle relevanten Bereiche ab, um sich anschließend auf die eigenen Beine zu stellen:

  • Marketing
  • Buchhaltung
  • Wareneinkauf
  • Kundenkommunikation

Wie findet man mit 40 einen Ausbildungsplatz?

Zugegeben, es ist kein leichtes Unterfangen, einen Ausbildungsplatz zu finden, hat man eine gewisse Altersgrenze überschritten. Passende Angebote werden jedoch von immer mehr Unternehmen angeboten. Oft werden die Ausbildungsstellen speziell für Personen ab 40 ausgeschrieben. Firmeninterne Ausschreibungen sind auch ein bekanntes Werkzeug, um unter den bestehenden Mitarbeitern die passenden Bewerber zu finden.

Unternehmen am besten gezielt nach den passenden Möglichkeiten ansprechen. Wer sich bereits in einem Unternehmen als Mitarbeiter befindet, der kann die Idee auch selber an den Vorgesetzten herantragen. Vielen ist die Idee nicht offensichtlich klar. Werden sie dann aber von einem passenden Mitarbeiter auf die Möglichkeiten und die vielen Vorteile aufmerksam gemacht, ziehen sie es durchaus in Betracht.

Blindbewerbungen auf klassische Ausbildungsplätze sind selten erfolgreich. Es ist wichtig, mit den relevanten Kontaktpersonen zu kommunizieren, um herauszufinden, ob die Position auch für ältere Bewerber zugänglich ist. So spart man sich viel Zeit und auch die Bewerbungskosten.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: goodluz -#01: Iakov Filimonov -#02: sylv1rob1 -#03: Iakov Filimonov -#04: Ruslan Guzov

2 Kommentare

  1. Ich finde es traurig wie Deutschland den Menschen das Leben unnötig schwer macht, sich aber gleichzeitig darüber beschwert, dass Fachkräfte fehlen.
    Ich bin selbst schon 40 und besitze keinerlei Ausbildung.Bewerbe mich seit Jahren erfolglos. Auch das Arbeitsamt stellt sich quer und will nur in unnütze Zertifikat Massnahmen stecken.
    Dankbar währe ich, wenn Quereinsteiger auch ohne Erstausbilung eine Umschulung machen könnten. Aber hier sind wir leider wieder bei dem Deutschland das einen nur Steine in den Weg legt

  2. Ich lese diese Seite und denke genauso.

    Man hat noch 25 Jahren bis zu Rente (wenn es gut läuft) und da ist viel Zeit für die Gesellschaft zu profitieren von eine alte Azubi

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